Donnerstag, 23. Juni 2011

scribes Texteditor

Auf der Suche nach einem Texteditor für GNOME (gedit ist für echtes Arbeiten ja leider eher nicht geeignet) bin ich heute über scribes gestolpert.

Obwohl ich eigentlich ja ein Konsolenkind bin, hält sich meine Begeisterung für vi doch ziemlich in Grenzen. Auch nachdem ich für eine Weile auf vim umgestiegen bin, bevorzuge ich für kurze Konfigurationsänderungen auf Konsolenlevel den einfachen nano, der einem ohne echte Eingewöhnungszeit schnelle Änderungen ermöglicht. Meine Erfahrungen mit Emacs sind dann auch eher gering, Tools wie Bluefish, Eclipse und sogar Kate waren meistens schon vorhanden, "moderner" und aus der Arbeit / Uni bekannt, der doch eher gewaltige Overhead dieser Programme ließ mich dann aber nach etwas anderem suchen.

Das Tool scribes bietet bei einem äußerst mächtigen Featureumfang eine extrem angenehme leere Oberfläche.




Das Menü kann per Mouseover auf die Markierung am rechten oberen Fensterrand oder Strg+Alt+M eingeblendet werden, die Entwickler um Lateef Alabi-Oki haben sich für die Bedienung aber ganz offensichtlich auf Tastatureingaben und Shortcuts konzentriert.







Diese ermöglichen es so unter anderem das aus Textmate bekannte Einbinden von Kommandozeilenbefehlen wie sort, tr, cut etc.

Für Webdesigner steht vollständige Zencoding- und Sparkup-Unterstützung zur Verfügung, es muss lediglich ein html File editiert oder erstellt werden um die Funktion zu aktivieren (ist man z.B. im Plaintext-Mode oder editiert C++ Code bleiben die Zencoding/Sparkup Shortcuts ohne Effekt).

Per F9 werden einem alle in scribes geöffneten Dokumente angezeigt und man kann einfach zwischen ihnen wechseln. Alternativ lässt sich per Strg+Bild auf / Bild ab durch die geöffneten Files springen (ähnlich dem Wechsel der Tabs in Firefox / Chrome). Sehr praktisch ist hier auch die Funktion per Strg+Tab zum letzten ausgewählten Dokument zu springen, vor allem wenn man gerade intensiv an zwei unterschiedlichen Files arbeitet bzw. beim Einsatz auf Netbooks/Subnotebooks, die für die Darstellung von zwei Dokumenten nebeneinander per Window-Tiling schlichtweg zu wenig Platz bieten.

scribes ist über Python Plugins erweiterbar, erlaubt das editieren von entfernten Dateien (z.B. per ftp, ssh, samba, webdav), erweiterbares Syntax Highlighting für über 30 Sprachen, Autovervollständigung und noch zahlreiche weitere Features und macht dennoch subjektiv einen extrem leichtgewichtigen Eindruck, obwohl bei vier nicht allzugroßen geöffneten Dokumenten durchaus 45 MB RAM geschluckt werden. Hier dürften sich die Oberflächen-Themes rächen, welche für das schicke Design verantwortlich sind, ebenso spielen die Wortvervollständigung und andere Automatismen hier wohl eine Rolle. Dennoch muss man auf den Start nicht warten, zwischen dem Startbefehl und dem offenen Editorfenster vergeht auf meinem 2,4 GHz Core2Quad System nichtmal eine Sekunde, da braucht Firefox 4 beim ersten Start locker fünfmal solang.

Als Abhängigkeiten werden GNOME's Manpageviewer yelp 2.12, D-Bus 0.7, Python XDG, PyGTK 2.10, GTKSpell und GTKSourceView2 vorausgesetzt, wer also ohnehin GNOME einsetzt muss meistens kaum weitere Pakete installieren.

Zusammenfassend kann man Lateef Alabi-Oki (Link führt auf seinen Blog) zu seiner Arbeit nur gratulieren, sein Editor überzeugt hinsichtlich Features und Leistung, wirkt angenehm aufgeräumt und sieht dabei auch noch gut aus.

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